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Hecken braucht das Land
von Ulrich Eichelmann im April 2017

 


www.atteln-online.de

 

 

 

Fragebogen

 


In den letzten Jahren wurden bei uns enorm viele Hecken und Bäume gerodet, radikal beschnitten und gefällt. Für manche ist die Landschaft nun sauberer und ordentlich, sind Hecken eher „Gestrüpp“ oder bloß eine „olle Hecke“, die eigentlich immer im Weg ist und deshalb „weg muss“. Wozu soll man sie auch erhalten?

Tatsächlich sind Hecken ein eigener Kosmos, eine Oase für viele Arten. Jede verschwundene Hecke, jeder gefällte alte Baum ist ein Schlag gegen die Artenvielfalt. Und es ist ein Schlag gegen die Schönheit unserer Heimat, die damit leerer und austauschbarer wird.

Haben Sie gewusst, dass
* Hecken über 1.000 Arten beherbergen können?
* in einer 100 Meter langen Hecke etwa 150 Falterarten, 80 Schwebfliegenarten und 30 verschiedene Florfliegenarten vorkommen können?
* die Larven der Florfliege wahre Blattlauskiller sind? 500 Blattläuse vertilgt so eine Larve in
den 2-3 Wochen bevor sie sich verpuppt.
* in heckenreichen Landschaften Bienen höhere Honigerträge erbringen und landwirtschaftliche Nutzpflanzen besser bestäubt werden?
* in Hecken mehr als 15 Vogelarten nisten und weitere etwa 30 Arten Nahrung und Schutz finden (z.B. Rebhuhn, Turmfalke etc.)?
* die Breite und Höhe der Hecke entscheidend ist? Je breiter und dichter eine Hecke ist, desto mehr Schutz bietet sie den Bewohnern. So brütet etwa der Neuntöter nur in breiten Hecken, während er schmale, beschnittene Hecken meidet.
* Hecken wichtig für das Mikroklima sind? Sie vermindern die Austrocknung der Böden im Umfeld, weil sie den Wind und die Sonneneinstrahlung reduzieren.
* Hecken mehrere hundert Jahre alt werden können? Weil sie sich immer wieder selbst regenerieren.
* der Wert einer Hecke steigt, wenn sie an eine Wiese oder Weide grenzt, v.a. wenn dieses Grünland extensiv bewirtschaftet - also nicht gedüngt, gespritzt und nicht 3-5mal im Jahr gemäht wird?
* das Anpflanzen von Hecken häufig sinnvoller ist als Baumpflanzungen? Weil Hecken bereits nach 5-10 Jahren schon dicht und breit sind, während Obst- und andere Bäume ihre wahre ökologische Qualität erst viel später - nach 70-100 Jahren- erreichen.


Hecken mit einem Saum aus Blütenpflanzen und Gräsern sind Oasen der Vielfalt. Etwa 1.000 Tierarten leben hier


 

Was kreucht und fleucht in Hecken?

 

Straucharten und ihrer Bewohner
Salweide: 213 Insektenarten
Weißdorn: 163
Schlehe: 137
Haselnuss: 112
Wildrose: 103
Holunder: 15

 

Amphibien und Reptilien
Grasfrosch
Erdkröte
Feuersalamander
Bergmolch
Zauneidechse
Berg- oder Waldeidechse
Blindschleiche


Früher häufig, heute extrem rar - die Blindschleiche. Wenn Hecken
maschinell weggefräst oder Straßensäume gemulcht werden, verlieren
sie nicht nur ihren Lebensraum, häufig werden sie dabei auch getötet.
(Chr. Venne)





Vögel (nur Brutvögel)

Goldammer
Bluthänfling
Grünfink
Neuntöter
Turteltaube
Heckenbraunelle
Dorngrasmücke
Mönchsgrasmücke

Gelbspötter
Zilpzalp
Amsel
Singdrossel
Rotkehlchen
Zaunkönig
Klappergrasmücke
Gartengrasmücke


Die Dorngrasmücke braucht Hecken und extensiv genutzte Flächen in der Umgebung.
(Foto: Jostbernd Brock)

 

Säugetiere (Auswahl)
Feldhase
Igel
Hermelin
Mauswiesel
Feldspitzmaus
Verschiedene Mausarten
Fuchs
Steinmarder


Feldhasen finden in Hecken Schutz und an den Säumen auch die
Kräuter, die in der Agrarlandschaft nicht mehr wachsen.
(Chr. Venne)



 

 


Solche bunten Säume gibt es nur noch sehr selten bei uns. Sie sind echte Insektenoasen.


Mythos Ausgleichsmaßnahmen
„Aber wir machen ja Ersatzpflanzungen!“

Dieser Satz ist häufig zu hören oder lesen, wenn es um zerstörte Landschaft geht. Aber was bedeutet das eigentlich? Wird da tatsächlich „ausgeglichen“? Bei Eingriffen in die Natur sind rechtlich häufig „Ausgleichsmaßnahmen“ vorgeschrieben. Das klingt zunächst mal gut. Da gibt es Naturzerstörung und die wird ausgeglichen. Doch in den meisten Fällen klingt das aber nur so, ist es aber nicht. Häufig sind diese Ersatzmaßnahmen kein Ersatz, sondern eher ein Trick, Naturzerstörung zu legalisieren. Die häufigsten Ersatzmaßnahmen bei uns ist das Anpflanzen junger Bäume, v.a. Obstbäume. Doch tatsächlich wertvoll werden diese Bäume erst im Alter, mit 50-100 Jahren. Alte Bäume sind reich an natürlichen Höhlen, Totholzbereichen und Ritzen in denen viele Arten Platz finden. Dagegen ist z.B. ein junger Apfelbaum die ersten 30-40 Jahre meist „rank und schlank“ und vergleichsweise artenarm. Wenn also in 2017 z.B. eine Obstbaumreihe gepflanzt wird, ist sie erst etwa 2090 ökologisch und landschaftlich richtig wertvoll. Und machen wir uns nichts vor: viele der angepflanzten Bäume erreichen nie ein hohes Alter, sie werden irgendwann beseitigt, weil sie irgendwem im Weg sind.


Erst im Alter sind Bäume besonders wertvoll (links).
Ersatzpflanzungen als Ausgleich für Windkraftanlangen nahe Atteln. Heckenpflanzungen wären hier viel sinnvoller.

Pflanzt Hecken!


Bei den Ausgleichsmaßnahmen sollten die zuständigen Behörden beim Kreis viel häufiger Heckenpflanzungen verfügen, statt Bäume pflanzen zu lassen. Hecken sind in etwa 10 Jahren bereits ökologisch äußerst wirksam, Bäume brauchen 70-100 Jahre. Außerdem bieten Hecken deutlich mehr Arten einen Lebensraum, weil er auch Arten Schutz bietet, die am Boden leben, etwa Igel, Feldhase, Blindschleiche, Erdkröte, Rebhuhn, Käfer und Co.


Die letzten Hecken in unserer Landschaft sollten unbedingt erhalten werden und wo immer möglich sollten neue angelegt werden. Dann hätte auch der Neuntöter sowie weitere 1.000 Arten wieder eine Chance bei uns.
Foto rechts: Jostbernd Brock.


Hecken verbessern die Lebensbedingungen auch für Rebhühner. Sie
finden hier Schutz, Insekten und Sämereien. Chr. Venne


3 von 150 Falterarten, die Hecken brauchen:
Faulbaumbläuling, Zitronenfalter und Nierenfleck-Zipfelfalter (Chr. Venne)

 

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